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Wo sind die Stolpersteine auf dem Weg ins LMS?

Im Zuge des BMBF-geförderten Projekts SMALO (Smartes Lernen in der Logistik) haben wir, Dr. Franziska Kersten und Dr. Gesa Friederichs-Büttner, diese Woche unserem Konsortialpartner ma-co (maritimes competenzcentrum GmbH) einen Besuch abgestattet. Das Projekt SMALO hat u.a. zum Ziel, eine digitale adaptive Weiterbildungsplattform für die Logistik zu implementieren. Schnell kam uns die Frage – auch im Zuge der allgemeinen Diskussion zur digitalen Spaltung – wie wir auch Teilnehmende erreichen können, die nicht über eine ausgeprägte digitale Kompetenz und geringe Selbstlernkompetenzen verfügen. Als Hürde, stellt sich uns daher die Frage: Wo genau treten die Stolpersteine auf dem Weg in eine digitale Lernumgebung auf? Das wollten wir im ersten Schritt an bestehenden und etablierten Lernmanagementsystemen (LMS) wie ILIAS und Moodle untersuchen. Wir erhoffen uns bereits im Vorfeld, potenzielle Hindernisse bei der Entwicklung der SMALO-Plattform aus dem Weg zu räumen und damit Barrieren für die Weiterbildungs-Teilhabe zukünftig zu minimieren.

Mit insgesamt über 40 Personen, die derzeitig in drei unterschiedlichen Kursen mit Logistik-Fokus bei ma-co unterwegs sind, haben wir uns auf den Weg gemacht, diese Stolpersteine zu identifizieren. Dafür wurden alle Teilnehmenden aufgefordert, mit ihrem Smartphone einige einfache Aufgaben auf Moodle oder ILIAS zu erledigen.

Zunächst galt es, sich per QR-Code und ausgeteilten Zugangsdaten in das jeweilige LMS einzuloggen. Daraufhin wurden alle Beteiligten aufgefordert, den Weg zu einem bestimmten Kurs auf der ihnen zuvor größtenteils unbekannten Lernplattform zu finden. Einmal im richtigen Kurs gelandet, ging es damit weiter, dort abgelegtes Arbeitsmaterial zu benutzen. Zum Abschluss wurden alle Teilnehmenden gebeten, innerhalb des LMS eine Mail zu versenden.

Im Nachgang gab es dann eine Gruppenbesprechung, wo die Lernenden ihre Bedenken, Wünsche und Herausforderungen formulierten. Franziska Kersten hat die Moderation übernommen und Gesa Friederichs-Büttner war als teilnehmende Beobachterin vor Ort.

Die ersten groben Auswertungen lassen interessante Rückschlüsse zu, v.a. zu vorhandenen Sprachbarrieren, Nutzergewohnheiten und Wahrnehmung der Teilnehmenden. So scheint es einen Bedarf zu geben, das (in diesem Falle deutsche) Vokabular für Funktionen innerhalb eines LMS generell zu vereinfachen bzw. zu überdenken. Ggf. könnte es zusätzlich eine gute Idee sein, für nichterfahrene Nutzende oder Nicht-Muttersprachler:innen eine Einführung in die Begrifflichkeiten von LMS (und vermutlich auch Videokonferenztools) zu konzipieren und anzubieten. Denn so ist es nicht jeder:m bewusst oder verständlich, dass man auch innerhalb eines Systems Emails an andere versenden kann (eben ohne das übliche Emailprogramm/App), andere wiederum benutzen Emails gar nicht, sondern kommunizieren ausschließlich per Messenger. Es gibt zusätzlich Hinweise, dass es sehr sinnvoll sein kann/könnte, sich übliche Muster und Verhaltensweisen aus den Sozialen Medien und/oder dem Online-Shopping anzuschauen und diese für die geplante SMALO-Lernplattform zu adaptieren.

Schön zu beobachten war, dass sich fast alle Lernenden bei Unsicherheiten und Fragen gegenseitig halfen bzw. keine Scheu hatten, die Lehrkraft oder uns zu fragen, wie sie denn nun weiterkommen könnten. Wir schließen daraus, dass es eine gute Idee sein könnte für bestimmte Zielgruppen und Lern-/Lehrszenarien in Lerngruppen oder auch Tandems aus erfahrenen und weniger erfahrenen digitalen Usern zu denken, um Zweifel, Unsicherheit und Probleme direkt aufzufangen.

Das wären an dieser Stelle unsere ersten Eindrücke. Eine systematische Auswertung der Evaluation folgt in den nächsten Wochen. Hierfür können wir uns zusätzlich auf die Daten von Dr. Daniela Ahrens (ITB) beziehen, die am selben Tag bei derselben Zielgruppe mit einem Fragebogen Informationen zu sozioökonomischen Daten und Nutzungsverhalten sowie Erfahrungen im Bezug zu digitalen Medien und Weiterbildungen erhoben hat.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die Offenheit mit der wir bei ma-co von allen empfangen wurden.

Gesa


Beitrag von: Dr. Gesa Friederichs-Büttner