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Politische Bildungszeiten hautnah

Mein Name ist Miguel Ensafi. Ich bin 23 Jahre alt und studiere Politikwissenschaft an der Universität Bremen. Im Zuge dieses Studiums durfte ich mein zweimonatiges Praktikum bei der wisoak im Bereich der politischen Bildung absolvieren. Als Teil des Praktikums habe ich an zwei Bildungszeiten teilgenommen. Die erste Bildungszeit habe ich bei dem erfahrenen Dozenten Holger Heß-Borski zum Thema „Zur Rolle des Sports in Politik und Gesellschaft“ absolviert.

Schon auf dem Gang, vor dem Seminarraum konnte ich die rege und laute Diskussion der Seminarteilnehmenden mit Holger hören, die sich über die möglichen Aufstiegskandidaten der zweiten Bundesliga berieten. Die Teilnehmenden und Holger kennen sich schon seit Jahren, sie sind sozusagen „Stammgäste“ in Seminaren der wisoak. Das gesamte Seminar ist von einer vertrauten Stimmung geprägt, in die ich schnell von Holger und den Teilnehmer:innen integriert wurde. Nach einer kleinen Diskussion über die aktuelle Zweitliga-Saison, Werder Bremens Aufstiegschancen und dem Champions- League Finale begann Holger das Seminar mit einer Vorstellungsrunde. Dabei waren die Blicke besonders auf meine Person gerichtet, da sich die meisten Seminarteilnehmenden entweder durch die gemeinsame Arbeit oder vorherige Seminare bereits bestens kannten. Dennoch habe ich meine Rolle im Seminar recht schnell gefunden und wurde von allen Teilnehmenden sowie von Holger sofort herzlich in die Gruppe aufgenommen. Nach der Vorstellungsrunde startete der eigentliche „Lehrvortrag“ von Holger. Er wählte dabei gezielt interaktive Methoden, um die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden zu gewinnen. Sowohl bei mir als auch bei den älteren Teilnehmer:innen fand sofort eine Art „Rückentwicklung in die Schülerrolle“ aus vergangenen Schultagen statt. Es wurde mit dem Nachbarn gequatscht, am Handy gespielt und was man sonst noch so früher in der Schule gemacht hat. Dabei hat Holger keinesfalls die Rolle eines Lehrers imitiert, vielmehr versuchte er durch spannende Themen und Diskussionen im Plenum die Aufmerksamkeit der „Schüler“ aufrecht zu erhalten, was ihm hervorragend gelungen ist. Auch wenn der Seminartitel Sport im Allgemeinen beinhaltet, so war der Fußball Hauptthema des Seminars. Und so ging auch unsere Exkursion in der Mitte der Seminarwoche nach Hamburg zum Zweitligisten FC. St Pauli. Wir machten unter der Aufsicht eines Freundes von Holger eine ausführliche Stadiontour und konnten hautnah erleben, was der Fußball und der Verein für die Stadt bedeuten. Neben Einblicken in verschieden gestaltete Logen und den Spielertunnel durften wir auch ins Allerheiligste eines Stadions blicken, die Heimkabine. Nach diesem ereignisreichen Tag kehrten wir zum Ende der Woche wieder zurück in unseren Seminarraum. Die letzten beiden Tage der Bildungszeit verbrachten wir mit lebhaften Diskussionen und einem regen Austausch über die Schattenseiten des Fußballgeschäfts und der Frage nach der Zukunft von Fußball und Sport. Dazu führte uns Holger verschiedenste Filme vor. Im Laufe der Seminarwoche verstärkte sich auch das Gruppengefühl und man kannte sich immer besser untereinander, was es fast etwas traurig machte, dass die Bildungszeit schon endete. Als Fazit zur Bildungszeit kann ich nur sagen, dass es eine absolute Empfehlung von mir ist, einem Seminar von Holger beizuwohnen, weil es neue Denkanstöße schafft und einen aus dem eintönigen Alltag entführt.

Meine zweite Bildungszeit durfte ich bei einem nicht weniger erfahrenen Dozenten verbringen. Bei Yilmaz Altundag hospitierte ich im Seminar „Typisch Deutsch“. Anders als bei Holger fand das Seminar nicht in Bremen statt, sondern in der Außenstelle der wisoak in Bremerhaven. So lernte ich im Zuge der Bildungszeit auch die Weiterbildungsstätte in Bremerhaven und das Team vor Ort kennen. Auch Yilmaz ist, wie Holger, ein kommunikativer, lockerer Typ und kann immer eine passende Geschichte zum Besten geben. Sein Seminar startete ebenfalls mit einer Vorstellungsrunde. Im Gegensatz zu meinem ersten Seminar ist das Teilnehmendenfeld hier deutlich durchmischter, und nur vereinzelt sind sich Dozent und Teilnehmer:innen bekannt. So war die Vorstellungsrunde für uns alle eine angenehme Methode, uns besser kennenzulernen. Nach dem Kennenlernen startete Yilmaz ebenfalls mit einer interaktiven Übung. Wir sollten benennen, was an uns „Typisch Deutsch“ ist. Dabei wurde schnell klar, dass bis auf einige wenige Merkmale, die wir gemeinsam als „Typisch Deutsch“ definieren konnten, die Meinungen, was „Typisch Deutsch“ sein könnte, stark auseinander gegangen sind. Einige sehen Pünktlichkeit und Ordnung als Grundpfeiler deutscher Kultur, andere sehen eher Pflichtbewusstsein und Fleiß als vorrangig deutsch. Und so entstand eine ausgelassene, manchmal auch lebhaft-lustige Diskussion über die Eigenarten der Teilnehmer:innen und das vermeintlich „Typisch Deutsche“, die fast den gesamten Vormittag in Anspruch nahm – ohne dabei mühsam oder zäh zu werden. Auch Yilmaz hatte immer wieder passende Geschichten aus dem Alltag zu erzählen, die immer wieder dafür gesorgt haben, dass die Diskussion neu entflammte. Nachdem wir ausführlich besprochen hatten, was deutsche Eigenschaften sind und welche Bedeutung Kultur für eine Gesellschaft hat, ging es am Mittwoch zur Exkursion ins Überseemuseum in Bremen. Dort konnten wir verschiedene Kulturen und deren Unterschiede und Entwicklung, aber auch Gemeinsamkeiten erleben. Die Exkursion kam bei allem Teilnehmer:innen sehr gut an, obwohl die Fülle an Ausstellungsstücken im Museum kaum an einem Vormittag vollständig zu betrachten gewesen ist. Dennoch hat der Museumsbesuch interessante und lehrreiche Einblicke zu verschiedenen Kulturen, Migration und der Veränderung von Kulturen mit der Zeit gegeben. Den folgenden Tag verbrachten wir größtenteils mit der Aufarbeitung und Diskussion der Exkursion. Dabei ging Yilmaz besonders auf Teilnehmer:innenwünsche, Interessen und ungeklärte Fragen rund um das Thema Kultur ein. Am letzten Tag der Seminarwoche sprachen wir zusammen als Gruppe lange über Rassismus, die Folgen für Betroffene, aber auch unsere Aufgabe als Gesellschaft bei diesem Thema. Auch wenn die Diskussion teilweise mühsam und kontrovers geführt wurde, war sie schlussendlich doch für alle Teilnehmer:innen bereichernd. Auch zu meiner zweiten Bildungszeit bleibt mir nur zu sagen, dass ich den Austausch mit neuen Menschen zu einem interessanten Thema in lockerer und geselliger Runde sehr genossen habe. Die Teilnahme an einer Bildungszeit, bei Holger Heß-Borski oder Yilmaz Altundag, kann ich nach den Erfahrungen, die ich machen durfte, nur wärmstens empfehlen.


Beitrag von: Miguel Ensafi