wisoak

Man kann sich Fehler erlauben

Auf dem Weg zu einem reibungslosen Ablauf und professionellen hybriden Lehr- und Lernszenarien probieren wir in der wisoak allerlei aus. Und weil das Machen oft erst die Tücken aufzeigt, haben wir uns auferlegt, die monatlichen standortübergreifenden Teamsitzungen ab jetzt in hybrid durchzuführen. So kann jede:r Mitarbeitende die unterschiedlichen Perspektiven selbst durchleben – entweder als Online-Teilnehmer:in (alleine oder als Gruppe) oder aber in Präsenz im Meetingraum. Auch bekommt jede:r die Chance, sich in diesem geschützten Raum unter Kolleg:innen einer solch komplexen Form der Moderation zu stellen. Dieses Mal waren Susanne Sürken und Asmus Nitschke an der Reihe, die eine ellenlange Agenda erfolgreich in 1,5 Stunden durchgezogen haben.

An dieser Stelle beschreiben wir unsere Eindrücke aus den eben skizzierten unterschiedlichen Perspektiven eines hybriden Meetings, welches in Raum 104 in der Bertha-von-Suttner Straße stattfand.

Asmus erzählt, dass eine Vorbereitungszeit von einer Stunde anvisiert und auch von Nöten war. Das Smartboard musste zunächst (mit vereinten Kräften- die Smartboards sind trotz ihrer Größe leichtgängig. Man muss nur daran denken, dass alle Stecker gezogen sind!) aus einem anderen Seminarraum an den Ort des Geschehens gerollt werden. (Glücklicher Weise hatte Susanne sich schon am Vortag vergewissert, ob ein Smartboard in 104 steht. Es stand dann aber nebenan in 103. Ein Dozent kann das nicht wissen.) Dann mussten sich beide Moderator:innen mit ihm vertraut machen. Die Einweisung war bereits eine Weile her und Zeit, die Bedienung des übergroßen Fernsehers zu üben, hatten beide bislang nicht. „Erst in der Praxis, beim Machen, sieht man, wo es klemmt“. Von daher war es auch dringend notwendig und sehr beruhigend, dass die IT – in Persona Luca Schellstede – tatkräftig unterstützte. Denn woran es in der Realität schon zu Beginn scheitern kann, zeigt dieses Beispiel: Asmus und Susanne haben auf der Smartboard-Tastatur das „§“ Zeichen – ein gängiges und auf jeder Tastatur vorhandenes Zeichen -nicht gefunden (es war Teil des Passworts von Susanne), und auch erst nach einigen erfolglosen Versuchen fiel Luca ein, dass das Smartboard über eine zweite Tastatur verfügt, so dass das §-Zeichen gefunden werden konnte. Wie meinte Asmus also so schön: „Die Hilfe der IT ist dringend notwendig, denn sonst wären wir schon bei der Anmeldung gescheitert“.

Dann musste parallel der Laptop hochgefahren und der virtuelle Raum von BBB hergerichtet und die Tagesordnung visualisiert und hochgeladen werden. Wir konnten dann relativ pünktlich mit dem Meeting starten. Eine kleine Gruppe hatte sich gemeinsam aus einen Seminarraum in Bremerhaven online dazu geschaltet, in Bremen Hastedt verteilten sich die Mitarbeitenden auf den Präsenzraum, in dem auch die Moderator:innen agierten, andere wiederum nahmen aus ihren Büros in Bremen, Bremen-Nord und Bad Zwischenahn bzw. aus dem Homeoffice, ebenfalls online, teil.

Susanne und Asmus hatten sich selbst auferlegt, das Protokoll simultan während der Moderation zu führen. Das funktioniert normalerweise über die BBB-Funktion „Geteilte Notizen“ online und kollaborativ auch recht gut. Ein optimistisches Vorhaben aber im Hybrid-Setting, auf das man angesichts der Komplexität doch eher verzichten sollte. Auch, weil man erstens mehr Kapazitäten hat für die Moderation und zweitens, weil die Tippgeräusche auf der Tastatur übertragen werden, was durchaus nervt. Sowieso hatte sich dieses Vorhaben schnell erledigt, denn Asmus Laptop war eingefroren, seine Kacheln standen still. Da die Onlinegruppe ihn und Susanne aber weiter hören konnten, verzichteten die beiden darauf, den Laptop neu zu starten, denn auf diese Weise hätte das Meeting unterbrochen werden müssen. Am Rande: BBB scheint reibungsloser via Chrome zu laufen als per Firefox. Da es zwei Moderator:innen gab, konnte Susanne spontan die Protokollführung übernehmen. Asmus und Susanne ist es auch erst zeitverzögert aufgefallen, dass die „Geteilten Notizen“ nicht funktionieren. Rund 15 Minuten vor Ende der Sitzung entschied sich BBB auf dem Laptop der Moderator:innen dann doch dazu, wieder anstandslos seine Dienste zu leisten und Bewegtbilder zu zeigen. Manche Probleme lösen sich halt ganz von alleine wieder in Wohlbefinden auf.

Weitere Tipps zum technischen Set-Up, die Asmus formuliert, sind, dass man sich bei der Arbeit mit Smartboard (statt Beamer) und Laptop nicht mit zwei verschiedenen Accounts in BBB (auf dem Laptop und auf dem Smartboard) anmelden sollte. Im Laufe eines Hybrid-Meetings muss man stets im Auge behalten, dass alle Dasselbe sehen und mitbekommen. Mit verschiedenen Accounts unterwegs zu sein, kann schnell für Verwirrung sorgen.

In diesem Kontext erinnern wir auch gerne nochmal daran, dass die Online-Teilnehmenden die annotierten Bilder (durch Malen, Zeichnen, Unterstreichen) auf dem Smartboard nicht in der Bildschirmübertragung sehen können. Das müsste man zusätzlich abfilmen.

Auch ganz wichtig ist die Positionierung der Kamera, die den/die Moderator:innen filmt, denn guckt man „nach unten“, z.B. in die Laptop-Kamera, wirkt sich das negativ auf den Kontakt zu den Präsenz-Teilnehmenden aus. Und es wirkt „von oben herab“. Steht die externe Kamera derweil zu weit links oder rechts, guckt die Moderation die Teilnehmenden in Präsenz an, jedoch an den Online-Teilnehmenden vorbei. Auch ist es wichtig, dass die Kamera, die den Präsenz-Raum filmt, eine gute Auflösung hat. Denn sonst verschwimmen die Teilnehmenden in Präsenz für die Teilnehmenden im Virtuellen. Man kann Gesichtszüge und Körpersprache nicht bzw. nur schlecht erkennen, worunter eine lebendige Beziehung zu den Teilnehmenden leidet. Eine Kamera-Schwenk- und-Zoom-Funktion wäre nützlich, die freilich zusätzlich bzw. durch technischen Support bedient werden müsste. Siehe hierzu auch gerne das hilfreiche Video zu Hybridsettings von CONEDU: https://erwachsenenbildung.at/digiprof/neuigkeiten/16705-hybride-bildungssettings.php

So eine Moderation ist aber nicht nur vom technischen Aufbau her komplex. Es gibt sehr viele Ebenen, die es zu beachten gibt. Neben den sowieso schon bestehenden Herausforderungen eine gute Moderation durchzuführen und zu planen, kommen in einem hybriden Setting eben noch die virtuellen Gesichter auf dem Smartboard dazu, die auch an dem Diskurs des Meetings partizipieren wollen. Als Moderator:in heißt es also insgesamt dem Gespräch zu folgen, aber auch die Wortmeldungen aus dem Online-Forum wahrzunehmen. Wenn man als Moderator:in in die Präsenzgruppe spricht, übersieht man die Wortmeldungen der Onlinegruppe. Da diese auf dem Smartboard zu sehen sind, werden sie eher von den Teilnehmenden wahrgenommen. Dabei hatte Asmus das Board extra so platziert, dass es nicht wie üblich hinter den Moderator:innen stand. Es war im rechten Winkel seitlich aufgestellt. Also aus dem Augenwinkel durchaus zu sehen.

Gibt es mehrere Kameras, ist es notwendig simultan zu übersetzen, in welche Kamera man sprechen muss – je nach Gesprächssituation. Zusätzlich ist es schwierig, den Online-Teilnehmenden in ihrem/seinen jeweiligen Kontext zu folgen, denn diese sind „irgendwo“, und im Zweifelfall bekommt keiner mit, wenn diese Personen zwischendrin abgelenkt sind, weil der Postbote geklingelt hat oder die Katze auf den Schreibtisch springt.

Asmus und Susanne empfehlen deshalb, sich als Moderator:in durchaus von Teilnehmende helfen und auf Wortmeldungen oder Störungen aufmerksam machen zu lassen. Weiterführend beschreiben sie, dass das alles sehr anspruchsvoll ist, aber eben auch eine tolle Sache, dass man die Standorte einfach mal eben zusammenbringen kann. Mit mehr Übung – und das wäre ja bei unseren Dozent:innen gegeben – entwickelt sich sicher schnell eine Routine für die noch neuen Anforderungen. Zusammenfassend bestehen diese Anforderungen insbesondere daraus die Aufmerksamkeit auf Präsenz- und Onlinegruppe gleichermaßen zu richten, bei technischen Schwierigkeiten ruhig und lösungsorientiert zu bleiben, zu Anfang den Perfektionismus etwas hinten an zu stellen und die Teilnehmenden darüber zu informieren, dass man selbst noch in der Lernphase ist. Erstmalig würde Susanne so eine Veranstaltung nur durchführen, wenn sie wüsste, das IT-Kolleg:innen im Hause sind. Alles andere kostet dann doch Nerven. Insgesamt ist es aber etwas, was auch Spaß macht. Erst recht, wenn man es zu zweit machen kann.

Asmus und Susanne haben die Erfahrung gemacht, dass „TN viel verzeihen, ein Appell: Man kann sich Fehler erlauben. Es wird nicht automatisch als unprofessionell geframt [wahrgenommen]. Und Hilfe bitte einfach annehmen.“


Beitrag von: Ein kollaboratives Werk von Franziska, Gesa, Asmus und Susanne