wisoak

Die gemütlichen Bildungszeiten

Unser Kollege Dr. Asmus Nitschke hatte uns vor einer langen Weile begeistert erzählt, dass du nun einige der politischen Bildungszeiten online durchführst und dich dafür in der wisoak sogar recht gemütlich einrichtest. Von daher freuen wir uns, dir diesbzgl. ein paar Fragen stellen zu dürfen. Aber vorab: Hast du Lust dich kurz vorzustellen, bevor wir mit der Fragerei beginnen?

Ja, sehr gerne. Ich heiße Holger Heß-Borski, bin verheiratet und habe 2 Töchter im Alter von 15 und 18 Jahren. Ich bin 56 Jahre alt und in Husum an der Nordsee geboren und habe von 1987 bis 1999 in Berlin gelebt. Dort habe ich Politikwissenschaft und Geschichte studiert und gearbeitet. 1999 hat es meine Frau und mich beruflich nach Bremen verschlagen. Seitdem arbeite ich im Umwelt- und entwicklungspolitischen Bereich. Anfang der 2000er Jahre habe ich angefangen für die WISOAK Bildungsurlaube / Bildungszeiten durchzuführen. In 2020 habe ich in Bremen und Bremerhaven Seminare zu 12 verschiedenen Themen angeboten.

Und wie war es, das erste Mal eine komplette Bildungszeit online durchzuführen?

Corona bedingt haben meine angebotenen Bildungszeiten von Mitte März 2020 bis zum 20. Juli nicht stattgefunden. Positiv war, dass in den weiteren Monaten Seminare unter besonderen Corona Bedingungen doch stattgefunden haben, sodass ich am Ende des Jahres nur ein Seminarthema nicht anbieten konnte.

Ich habe das an dieser Stelle deshalb erwähnt, weil das der Hintergrund war, vor der ich die Entscheidung treffen musste, ob ich Bildungszeiten online anbieten würde.

Man kann es auch so ausdrücken: Die Tatsache, dass ich im letzten Jahr noch relativ viele Seminare in Präsenz durchführen konnte, hat dazu geführt, dass ich das Angebot der Wisoak, Bildungszeiten online anzubieten, lange vor mich hergeschoben habe.

Erst im Dezember 2020, als sich der erneute Lockdown und die 3. Coronawelle bereits andeutete, habe ich gedacht, das es gut wäre selbst aktiv zu werden und nicht abzuwarten.

Als mich der Leiter der politisch-kulturellen Bildung Asmus Nitschke Anfang Januar anrief und er mir erzählte, dass erste Dozent*innen ihre Bildungszeiten online anbieten würden, nahm ich das Angebot an, mir deren erste Erfahrungen mit online Bildungszeiten im 30 Stunden (Unterrichtsstunden) Format anzuhören.

So hat alles angefangen. Das war mein Einstieg in die „online – Bildungszeit“.

Von einem Kollegen unmittelbar nach dessen Seminar am Freitag zu hören, wie die Woche gelaufen ist, was gut war und wie bestimmte Situationen gemeistert wurden, hat viele meiner Sorgen und Bedenken genommen.

Welche besonderen Herausforderungen sind dir begegnet?

Eine Herausforderung bestand für mich neben den inhaltlichen, didaktischen und zeitlichen Herausforderungen, zunächst in der technischen Infrastruktur.

Bei mir Zuhause waren zu dieser Zeit meine Frau und Töchter im homeoffice bzw. homeshooling.

Eigentlich ist unsere „Datenleitung“ Zuhause ganz gut, aber wenn alle 4 von uns online aktiv waren, gab es durchaus immer mal wieder Probleme.

Ich konnte mir nicht vorstellen unter solchen Bedingungen ein Format von 30 Unterrichtstunden an 5 Tagen, wie es die Bildungszeit in Bremen vorsieht, durchzuführen. Ich möchte mich während dieser Zeit ruhig und entspannt auf die Teilnehmer*innen einlassen können und mich auf das Thema konzentrieren und mich nicht nebenbei mit technischen Problemen herumärgern müssen. So bin ich im Gespräch mit Asmus Nitschke zu der „Wisoak -eigenen Lösung“ gekommen.

Was ist damit gemeint mit der „Wisoak-eigenen Lösung“?

Ich biete die online Bildungszeiten nicht von Zuhause aus an, sondern ich arbeite von der Wisoak aus. Ich bin in der Regel eine Stunde vor Seminarbeginn bei der Wisoak in der Bertha von Suttner Straße.

Dort habe ich einen schönen Seminarraum bekommen, den ich mir „gemütlich“ gemacht habe und der entsprechend technisch ausgestattet ist.

Das heißt, ich habe meine Ecke wo ich in der Pause frühstücke, Zeitung lesen und Radio hören kann. Dann habe ich meinen Büchertisch mit entsprechender Literatur fürs Thema und bestimmten Gegenständen, kleinen Versuchen, die ich mal spontan ins Seminar einbauen kann.

Und ich habe immer die Gewissheit, dass es im Haus ein Stockwerk über mir ein Top EDV Team gibt, auf die ich mich verlassen kann, falls es mal technische Fragen oder Probleme gibt.

Toll ist auch, dass Asmus morgens häufiger mal vor der Veranstaltung mit einem Kaffee in der Hand auf einen kurzen Plausch vorbeikommt!

Erzähl doch mal, welche Bildungszeiten waren das?

Mein erste online Bildungszeit hatte ich vom 18.01.-22.01.2021.

In der Bildungszeit geht es kurz gesagt um Erfindungen früher und heute.

Bis heute (12. Mai) habe ich 10 fünftägige online Bildungszeiten zu insgesamt 6 verschiedenen Themen durchgeführt. Auf online umgestellt habe ich außerdem folgende Bildungszeiten: „Bremen – Zentrum der Raumfahrt“, „Der Welthandel – Globalisierung und fairer Handel“, Hoffnung Auswanderung (Teil I und II), „Von der Meeresbucht zum Containerterminal“. Zur Zeit arbeite ich noch an der Umstellung zweier weiterer Bildungszeiten auf das online Format, nämlich dem Seminar „Macht der Medien“ und Sport, Politik und Gesellschaft“.

Was heißt Anpassung auf das online Format?

Zunächst einmal muss ich mir Gedanken machen, wie ich meine Teilnehmer*innen aus ihrer passiven Rolle herausholen kann, wie tatsächlich eine gemeinsame, interaktive Woche daraus wird.

Inhaltlich muss ich tatsächlich für alle Bildungszeiten weitere Inhalte aufbereiten. Allein durch die Tatsache, dass keine Exkursion stattfindet, ergeben sich „Lücken im Seminarablauf“, die mit Inhalten gefüllt werden müssen.

Ich kann sagen, dass ich für die Umstellung von Präsenz auf online für jede neue online Bildungszeit ca. 3 Tage Aufbereitungszeit einplane.

Was heißt das genau digital durchgeführt? Wie sieht dein technisches, räumliches Setting aus?

Mein technisches Setting sieht wie folgt aus: Ich nutze einen Laptop und einen zweiten Bildschirm der Wisoak. Außerdem habe ich meinen eigenen Laptop und den Beamer ergänzend im Einsatz.

So kann ich einerseits immer auch die „Sicht“ der Teilnehmerinnen verfolgen, gerade wenn ich z.B. etwas praktisches vorführe kann ich über den Beamer dann sehen, ob es für die Teilnehmerinnen gut sichtbar und erlebbar wird. Außerdem empfinde ich es als sehr angenehm, die Webcambilder der Teilnehmer*innen während der Diskussionen schön groß vor mir zu haben. Reaktionen auf das Gesagte lassen sich so besser erkennen.


Blick auf das Hybrid Setup

Deine Tipps und Tricks v.a. auch zur Abwechslung/ Interaktion?

Was ich als neu und bereichernd empfinde ist zum Beispiel die Möglichkeit, die Teilnehmer*innen virtuell durch ein Museum oder eine Ausstellung führen zu können.

Während meiner ersten online Bildungszeit habe ich meine Teilnehmer*innen zum Beispiel durch verschiedene Abteilungen des Deutschen Museums in München geführt. Außerdem sehr interessant war der Besuch im Zeppelin Museum Friedrichshafen. Zusätzlich war es möglich mit Museumspädagogen zu sprechen.

Ich bin gerade dabei mir eine Liste zu erstellen, welche Einrichtungen virtuelle Rundgänge ermöglichen. Ich habe es schon angedeutet, wie sich plötzlich das Angebot an Fachgesprächen online erweitert hat.

Vielen vielen Dank für deine Worte!

Gesa


Beitrag von: Dr. Gesa Friederichs-Büttner